Liebe Vorleser:innen, liebe Eltern,

willkommen bei den wunderbaren Abenteuern der Tierfreunde Toto & Elfi. Jede Geschichte hat nicht nur einen Unterhaltungswert für Groß und Klein, sondern lehrt uns auch Einiges über die kindliche Entwicklung. In der ersten Geschichte »Toto & Elfi und der pitschnasse Herr Brüllmeister« geht es um Empathie und Mitgefühl.

Sicherlich ist auch Ihnen schon manchmal aufgefallen, dass sich Kinder in einem bestimmten Alter nur schwer in andere Personen hineinversetzen können. Der 5-jährige Tom zum Beispiel zeigt sich recht dominant im Spielverhalten. Er hat große Freude am Bestimmen ohne jedoch dabei zu bemerken, dass Finn daran weniger Spaß hat. Die 4-jährige Laila wiederum ist zurückhaltender. Sie bedient sich aber häufig an Spielsachen, die gerade von anderen Kindern bespielt werden usw.

Nicht selten zieht sich da das elterliche Herz zusammen. Häufig fühlen Eltern Scham, wenn sich Ihre Kinder so vermeintlich rücksichtslos gebärden oder gar Wut, wenn ihr eigenes Kind Opfer von kindlicher Ausgrenzung geworden ist. Dabei ist der Grund für dieses kindliche Verhalten nicht etwa Boshaftigkeit oder Egoismus. Es handelt sich vielmehr um ein Phänomen, das Experten den kindlichen Egozentrismus nennen.

Für Kinder im Alter von ca. 3-5 Jahren gibt es keine objektive Umwelt. Vielmehr wird ihre eigene subjektive Sicht als objektiv erachtet. Konkret bedeutet das, dass Kinder, die beispielsweise Spaß am Bestimmen haben, ihre Freude auf andere übertragen. Ich habe Spaß ergo die anderen auch. Die Fähigkeit zur Perspektivübernahme muss erst mühsam gelernt werden. Und dazu braucht es einfühlsame Erwachsene. Sie können den Kindern ein ums andere Mal geduldig erklären, was in den Anderen vorgeht, wenn das Kind sich auf eine bestimmte Art und Weise verhält. Und das weit über das Alter von fünf Jahren hinaus!

Nutzen Sie dabei die Sprache Ihres Kindes und benennen Sie konkret die Gefühle (Wut, Traurigkeit, Ekel, Angst und Freude). Die Lektüre altersspezifischer Kinderbücher zu diesem Thema kann dabei ebenfalls hilfreich sein. Auf diese Weise lernt Ihr Kind, seinen eigenen Emotionen Namen zu geben und sie von anderen eventuell ähnlichen Emotionen zu unterscheiden. Dies ist später wichtig für die Bewältigung von negativen Gefühlen. Denn bei Traurigkeit braucht man Trost, bei Angst Schutz, bei Wut eher ein Mittel zur Spannungsabfuhr usw.

Es ist aber auch wichtig für zukünftiges rücksichtsvolles Verhalten. Wenn ihr Kind weiß, wie blöd sich Traurigkeit anfühlt, wird es eventuell mehr mit traurigkeitsprovozierendem Verhalten haushalten. Erklären Sie Ihrem Kind also auf einfühlsame Weise die Situation. Nehmen Sie eventuell Bezug auf Situationen, in denen sich ihr Kind ähnlich gefühlt hat (»Weißt du noch, wie traurig du warst, als Lara so etwas zu dir gesagt hat? Ungefähr so fühlt sich Can jetzt, wenn du mit ihm so redest.«). Die im Buch vorgeschlagene Übung »Verkehrte Welt« ist ebenfalls ein gutes Werkzeug, um die Fähigkeit der Perspektivübernahme spielerisch zu üben. Dabei dürfen Sie keineswegs erwarten, dass es sich mit einigen wenigen Übungsversuchen erledigt hat. Vielmehr handelt es sich bei der Perspektivübernahme um eine Fähigkeit, die schrittweise erlernt werden muss. Ähnlich dem Rad fahren, jedoch mit einer gewissen entwicklungspsychologischen Determinierung. Hilfreich und wichtig ist dabei, dass die Erwachsenen einfühlsam und authentisch bleiben. Und vor allem mit gutem Beispiel vorangehen!

Alles Gute für Sie und Ihre Familie!

Ihre Carmen Valdés

Carmen ist ausgebildete Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin und fachliche Beraterin des Teams rund um »Toto & Elfi«.

Sie arbeitet in einer Berliner Erziehungs- und Familienberatungsstelle und ist zudem Mutter von zwei (Zitat) »wundervollen und auch herausfordernden Kindern«.

In ihrem beruflichen Alltag begegnen ihr häufig Eltern mit einer großen Erziehungsunsicherheit. Deshalb hilft Carmen mit ihrer Erfahrung und ihrem Wissen, die »Toto & Elfi«-Geschichten inhaltlich mitzugestalten. Sie ist der Meinung, dass die Abenteuer nicht nur spannend für Kinderohren, sondern auch lehrreich für Eltern sind. Denn sie behandeln verschiedene Aspekte, Phasen und Konflikte der kindlichen Entwicklung, die Carmen in einzelnen Blogbeiträgen genauer beleuchtet. Denn gegen Unsicherheit hilft Wissen!