Liebe Vorleser:innen, liebe Eltern,
das war eine spannende Wendung bei »Toto & Elfi und der mysteriöse Nussdieb«! Ein vegetarisch lebender Fuchs und dazu noch verliebt in eine Maus – eine eher unübliche Mischung. Vielleicht haben Sie sich auch dabei ertappt, wie die innere Schublade auf- und wieder zuging und dabei innerlich aufgestöhnt. Zurecht.
Vorurteile können das menschliche Miteinander einschränken. Politik und Gesellschaft wissen mittlerweile, dass der Schlüssel zu weniger Vorurteilen die Begegnung ist. Wer einen sympathischen, tierliebenden Fuchs kennengelernt hat, kann mit Überzeugung sagen, dass nicht alle Füchse gleich sind.
Als Mutter oder Vater sind wir bemüht, unsere Kinder zu möglichst offenen und toleranten Individuen zu erziehen. Wir wollen unsere Kinder zu Menschen erziehen, die die Vielfalt und Diversität einer Gesellschaft schätzen und sie als Bereicherung für sich nutzen können. Nicht selten berichten Eltern von Momenten punktueller Scham, wenn ihre Kinder – trotz aller pädagogischer Bemühung – lauthals fragen, warum der Mann da Nagellack trage oder die beiden Frauen sich küssen. Sorgen Sie sich nicht, diese Fragen sind normal und auch ihre schamvollen Gefühle gehören dazu.
Kinder lernen in Kategorien, die immer weiter ausdifferenziert werden. Wenn es am Boden krabbelt und sich alles in den Mund steckt, dann sortiert das Kleinkind die Welt zunächst nach hart und weich. Mit der Zeit werden diese Kategorien immer weiter ausgeformt. Es kommen weitere Facetten von hart und weich dazu, wie weich-pelzig, weich-krümelig, hart aber nachgiebig, hart-wohlschmeckend usw. Im weiteren Verlauf und mit fortschreitender Entwicklung kommen immer mehr Kategorien dazu, die sich ihrerseits in ihren Facetten immer weiter ausformen.
Wenn ein Kind noch keiner Regenbogenfamilie begegnet ist, dann kann sich diese Kategorie – etwas salopp formuliert – noch nicht ausgebildet haben. Kein Grund zur Scham. Sprechen Sie mit Ihrem Kind darüber. Nutzen Sie dafür auch die vielfältigen Kinderbücher, die es zu diesen Themen gibt. Gehen Sie wohlwollend mit Ihrer inneren Schublade um, denn auch diese ist normal. Es gibt nämlich einen wichtigen Unterschied zwischen Stereotypen und Vorurteilen.
Stereotypen helfen uns im chaotischen Außen Ordnung und Struktur zu schaffen. Du bist groß, grau und hast einen Rüssel? Du bist ein Elefant. Es ist für das Individuum nicht hilfreich, jedem neu präsentierten Reiz unvoreingenommen zu begegnen. Das kostet viel Zeit und Energie, die an anderer Stelle fehlt. Es ergibt also Sinn, neue Reize in bereits vorhandene Kategorien einzuordnen. Allerdings besteht der entscheidende Unterschied darin, welche Emotionen mit diesen Kategorien verbunden sind. Eine gesunde Reflexion der eigenen Erfahrungen und Ansichten ist in jedem Fall geboten. Nutzen Sie zur Reflexion über innere Schubladen gern die kleine Gedankenreise, die in dieser Folge der Toto & Elfi-Geschichten angeboten wird. Und es gilt auch hier die Maxime, die immer gilt: Seien Sie ein gutes Vorbild für ihr Kind.
Viel Spaß beim Entstauben innerer Schubladen!
Ihre Carmen Valdés
Das ist Carmen, ausgebildete Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin und fachliche Beraterin des Teams rund um »Toto & Elfi«.
Sie arbeitet in einer Berliner Erziehungs- und Familienberatungsstelle und ist zudem Mutter von zwei (Zitat) »wundervollen und auch herausfordernden Kindern«.
In ihrem beruflichen Alltag begegnen ihr häufig Eltern mit einer großen Erziehungsunsicherheit. Deshalb hilft Carmen mit ihrer Erfahrung und ihrem Wissen, die »Toto & Elfi«-Geschichten inhaltlich mitzugestalten. Sie ist der Meinung, dass die Abenteuer nicht nur spannend für Kinderohren, sondern auch lehrreich für Eltern sind. Denn sie behandeln verschiedene Aspekte, Phasen und Konflikte der kindlichen Entwicklung, die Carmen in einzelnen Blogbeiträgen genauer beleuchtet. Denn gegen Unsicherheit hilft Wissen!